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Was ist Selbsterkenntnis? Teil 3

Posted on 29. September 202529. September 2025 by Swami

Die Rolle des Ego für Selbsterkenntnis

In Vedānta ist – anders als im Umgangssprach-Gebrauch – das Ego nichts Negatives und soll auch nicht „bezwungen“ oder „ausgelöscht“ werden oder dergleichen. Es ist einfach die ‚Abteilung’, die uns zuständig fühlen lässt für das Körper-Geist-Emotionen-Konglomerat, das wir „ich“ nennen. Das Ego macht, dass wir uns dort intuitiv verortet vorkommen. Das tun wir nicht automatisch. Sehr junge Babys wissen noch nicht, dass der Wackelfuß vor ihrem Gesicht ihr eigener ist. Ihnen ist der Unterschied zwischen „mein Körper“, „Mamas Körper“ und „gemütlicher Gegenstand“ in keinster Weise klar.

Sie brauchen Tage und Wochen, sich darauf einen Reim zu machen, dass „ich“ und „Welt“ unterschiedliche Dinge? zu sein scheinen. Und sie sind jedes Mal erschrocken bis untröstlich, wenn sie irgendeine Grenze oder Abgrenzung erfahren. Das bisherige Leben im Bauch lief als Einssein ab – und jetzt das! 1 womit sich teils unsere Tendenz zu lebenslanger Fixierung auf verschmelzungsähnliche Erlebnisse erklären lässt #sex #rausch #trance #flow … alles Zustände, in denen wir uns vorübergehend nicht als klar abgegrenztes Individuum wahrnehmen, zumindest bis zum nächsten Mittag.

Das Ego ist wichtig für unseren Fortbestand

Ohne „ich“-Zuständigkeitsgefühl würden wir nicht essen, uns vernachlässigen und kein soziales oder moralisches Verhalten an den Tag legen; wir wären inkompatbel mit Überleben und Gesellschaft. Das Ego schützt uns auch vor Gefahren. Unhilfreich wird es nur dadurch, dass es falsch interpretiert, was „Gefahren“ sind. Es neigt zu übertriebener Angst und Sorge, und es ist gut darin, das Steuer zu übernehmen, bevor wir eine bewusste Entscheidung treffen konnten.

So lange wir unser Ego bekämpfen, herumkommandieren oder ignorieren, arbeitet es von unseren Wünschen abgekoppelt, wie ein Not-Betriebssystem, mit der Hauptaufgabe, ein Selbstbild aufrechtzuerhalten, das wir uns nicht ausgesucht haben. Manche Ego-Besitzer haben eine dermaßen schlechte Selbstbeziehung, dass das sogar katastrophale globale Folgen hat.

Das Ego -oder genauer: die Beziehung mit dem Ego – ist der Flaschenhals auf dem Weg zu einem glücklichen Grundzustand.

Diese Beziehung bewusst, liebevoll und mutig zu pflegen, hilft dem weltlichen und auch dem spirituellem Fortschritt. Leider ist das Ego recht kreativ darin, Wege zu finden, Selbsterkenntnis auszubremsen.

Mit einem unsicheren Ego tendieren wir dazu, uns von unbewussten negativen Überzeugungen oder Grundannahmen über uns selbst leiten zu lassen, und allem auszuweichen, was uns in die Lage versetzen könnte, sie genauer zu beleuchten. Das kann sogar so trickreich passieren, dass wir glauben, die Selbstbeziehung zu verbessern, indem wir uns positive Grundannahmen über uns selbst einreden, anstatt die existierenden, verdeckten, gruseligen erst einmal zu identifizieren und zu betrauern. Uns also im Prinzip selber anschreien mit Dingen, die wir uns noch nicht glauben. So entsteht noch mehr Druck und Dissonanz – und oft sogar weniger Selbstakzeptanz: Die negativen Grundüberzeugungen müssen sich nun noch besser verstecken, denn jetzt ist ihre Anwesenheit zusätzlich noch mit Scham und Versagen behaftet. Unter anderem deswegen sind „Affirmationen“ mit Vorsicht zu ‚genießen‘.

So lange wir unbequeme und zu schmerzhaft erscheinende Themen unseres Innenlebens vermeiden, verfestigen sich aber die negativen Grundannahmen, und ist das Kompensieren und vorbeugende Umschiffenwollen negativer Folgen unserer (eingebildeten) Unzulänglichkeit Normalzustand. Tatsächlich fällt es Vielen von uns leichter, sich mit dem diffusen Gefühl, nicht gut genug zu sein zu identifizieren, als zu glauben, dass es möglich ist, sich wahrheitsgemäß vollständig und vollkommen adäquat und liebenswert zu finden.

Ein ungeliebtes Ego versucht, uns daran zu hindern, dass wir eine positive, liebevolle, heilende und stärkende Beziehung mit ihm aufbauen. Weil es nicht daran glaubt, dass es so eine Beziehung verdient hat, wirklich erlangen und dann auch dauerhaft halten kann. Im Prinzip will es uns davor beschützen, enttäuscht zu sein von uns selbst – indem es uns auf Armlänge vom Kennenlernen entfernt hält.

Wenn wir existenzielle oder spirituelle Erkundungen anstellen möchten, kann das für das Ego eine große Herausforderung darstellen. Denn Existenzielle Fragen und Antworten empfindet es als zu anschlussfähig an seine größte Angst, Macht und Ohnmacht.

Ego, Macht, Ohnmacht

„Ich bin unfassbar klein, gering und unbedeutend angesichts der Welt und des Universums“, ist unsere Wahrnehmung. Oft auch Glauben wie „Ein Gott sitzt auf einer Wolke und entscheidet, wann ich sterbe, und ob ich danach bestraft werde oder nicht.“ Das sind unangenehme Ideen, die keinen Spaß machen. Wenn ich mich mit ihnen beschäftige, kann ich aber entdecken, dass derartige Glaubenssätze und Dogmen gar nicht in Spiritualität als solches verortet sind, sondern in meiner Intuition und Psyche (wo sie unter anderem durch Eltern und Religionen hinein gebracht wurden, bevor wir uns wehren konnten), und dass viele spirituelle Wege im Prinzip das Gegenteil lehren: ein Verständnis des Selbst jenseits von Bestrafung, Beurteilung, Unzulänglichkeit.

Mit einer einigermaßen guten Beziehung mit dem Ego ist es möglich, sich Spiritualität offen zuzuwenden, ohne sie kontrollieren zu wollen, oder ein gutes Kind sein und gelobt werden zu wollen. Dann lässt sich alles Mögliche anhören oder erkunden. Das unbekannte Terrain ist dann weder bedrohlich noch Aufwertungsaccessoire noch laufe ich Manipulation in die Arme.

Je liebevoller die Beziehung zum Ego ist, desto eher ergeben sich aber auch ganz von selbst andere Schlüsse. Könnte es sein, dass „Ohnmacht“ im Verhältnis zu [insert höchstes Prinzip nach Wahl] vielleicht gar nicht der Fall ist? Führt ausführliche Innnenschau eventuell gar nicht zu einem „aufgeblasenen“ Ego oder Egoismus, sondern -scheinbar paradoxerweise- zu einer Erkenntnis des Einsseins, nicht-von-irgendetwas-getrennt-Seins?

Selbsterkenntnis vs. Egozentrik

Solche spirituellen Erkundungen oder Erkenntnisse schlagen um in Egomanie oder psychischen Kurzschluss, wenn die Selbstbeziehung noch nicht von Akzeptanz, Liebe und Fürsorge geprägt ist (auf der Ebene des Betriebssystems und auf der „tun“-Ebene). „Ich bin wohl der Erlöser, am besten teile ich erstmal allen meine spirituellen Erlebnisse mit“, passiert dann. Und führt niemanden in eine gute Richtung, eingeschlossen die Leute, die gerade in der Nähe sind und sich das anhören müssen.

Zusammengefasst aus der Mini-Serie über Selbsterkenntnis:

– Das Ego ist nicht zu bezwingen, sondern zu umarmen und liebevoll zu informieren 

– Für psychologische Selbsterkenntnis ist es nicht notwendig, eine spirituelle Suche zu beginnen. Beides gleichzeitig zu unternehmen in der Hoffnung auf positive Verstärkungseffekte, wird schnell unübersichtlich, und bietet mehr Einfallstellen für Selbstsabotage und Selbsttäuschung. Wer sowieso schon spirituell oder ‚gläubig’ ist, kann es damit etwas leichter haben – Überzeugungen, die davon ausgehen, dass Individuen von Geburt an sündhaft seien, ausgeklammert.

– Selbsterkenntnis in seiner psychologischen Bedeutung hilft dagegen ganz entscheidend dabei, spirituelle Reife zu erlangen. Im Prinzip ist sie die Vorstufe davon.

– Eine von Zuneigung, Verständnis und Fürsorge geprägte Beziehung zum eigenen Ego heißt Selbstakzeptanz. Die hilft bei allem.

Ich wünsche dir das ganze Programm. 🌸

Foto von Michael Fenton on Unsplash


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